Zwei Kompanien des Glarner Gebirgsinfanteriebataillons 85 haben im Rahmen der Übung «Skill 18» am Zürcher Flughafen ihre Einsatzfähigkeiten unter Beweis gestellt. Zum Schutzraum der Armee gehörte auch ein Rechenzentrum, das als Ort von nationaler Wichtigkeit eingestuft wurde.

© Interxion AZRIn der zweiten Juniwoche stand ein massives Aufgebot der Armee rund um den Flughafen Zürich. Soldaten waren im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr im Einsatz. Beim Zugang zum Flughafen wie bei der Bewachung eines Rechenzentrums im nahe gelegenen Glattbrugg war die Militärpräsenz unübersehbar: Militärfahrzeuge unterschiedlichster Bauart, Minenwerfer, Absperrgitter, Nato-Stacheldraht und eine Truppe, die Patrouille lief sowie an wichtigen Orten rund um die auch international wichtige Luftverkehrsdrehscheibe Wachposten und Sicherheitsschleusen bezogen hatte.

Es handelte sich um die Übung «Skill 18», im Einsatz waren Teile des Gebirgsinfanteriebataillons 85. Soldaten also, die sich im Raum Walenstadt und Sargans im Wiederholungskurs (WK) befanden.

Die Truppe von rund 240 Mann der Kompanien 3 und 2 trainierte unter dem Motto «Lernen – Leisten» den Objektschutz und die Zusammenarbeit mit den zivilen Objektverantwortlichen wie der Flughafenpolizei im sogenannten «subsidiären Sicherungseinsatz».
Zunächst waren drei Tage lang 120 Soldaten der Kompanie 3 im Einsatz, um dann in gleicher Mannschaftsstärke von Soldaten der Kompanie 2 abgelöst zu werden. Damit habe man auch die Stabsübergabe geübt, erklärte der verantwortliche Kommandant, Divisionär Hans-Peter Kellerhals. Insgesamt hatte die Truppe unter Beweis zu stellen, dass sie ihren Auftrag jederzeit vollständig, gefechtstechnisch einwandfrei und verhältnismässig erfüllen kann, und zwar ohne dass der Betrieb des Flughafens beeinträchtigt wird, hiess es zu Beginn von «Skill 18».


Grosse Bandbreite des Objektschutzes

© Interxion AZRDass derartige Übungen gerade auch bei der Flugdrehscheibe Zürich nötig sind, erklärte Rudolf Farner, Head Emergency Management Safety & Securtiy am Flughafen. Zwar sei man auch dank der Kantonspolizei Zürich und deren Flughafenpolizei, dem Wirken von Schutz und Rettung Zürich sowie den kantonalen Zivilschutzorganisationen und anderen bestens ausgebildeten und ausgerüsteten Organisationen für Krisen gut gerüstet. Gleichwohl seien die vor Ort vorhandenen Ressourcen limitiert, führte er aus. Im Falle eines länger andauernden und grossflächigen Ereignisses am Flughafen oder in seinem Umfeld sei die Unterstützung durch die Armee unumgänglich.

Mit Übungen wie der «Skill 18» würde deshalb getestet, welche Leistungen von der Armee in ausserordentlichen Situationen erwarten werden könnten. Zudem gäben solche Tests Auskunft darüber, «welche Rahmenbedingungen wir schaffen müssen, um eine optimale Leistung der Armee zu ermöglichen», so Farner.

Zu beachten ist dabei, dass der Flughafen zu den insgesamt 78 Orten von nationaler Wichtigkeit zählt, die dem Objektschutz der für «Skill 18» verantwortlichen Territorialdivison 4 (Ter Div 4) unterstellt sind. Ihr Einzugsbereich umfasst Objekte von sieben Ostschweizer Kantonen (ZH, GL, SH, AR, AI, SG, TG). Konkrete Namen dazu gibt es allerdings nicht.
Deshalb war es umso interessanter, dass inzwischen auch Rechenzentren zu den schützenswerten sogenannten «kritischen Infrastrukturen» im Einzugsgebiet der Ter Div 4 zählen. Jedenfalls schloss die Übung das in Glattbrugg gelegene Datacenter der Firma Interxion ein. Dass Interxion unter diese Klassifizierung fällt, dürfte ihrer Kundenstruktur geschuldet sein: Sie umfasst neben Connectivity-Anbietern und Systemintegratoren unter anderem auch Finanzdienstleister.

Kaum weniger gründlich bewacht als der Gebäudekomplex des Rechenzentrums ging die Armee unter anderem auch am Tor 130 des Flughafens vor. An dem hier eingerichteten Checkpoint wurden alle Personen und Fahrzeuge, die aufs Flughafenareal wollten, gründlich kontrolliert. Zudem wurde noch ein grösseres Areal am Rande des Flughafens überwacht.

Divisionär Kellerhals betonte bei der Vorstellung von «Skill 18», dass an einem echten Objekt geübt worden sei. Am Flughafen Zürich sei das zuletzt 2010 in der viel grösseren Übung «Aeroporto 10» der Fall gewesen, als rund 5'000 Soldaten im Einsatz standen.


Das Übungsszenario

Bei dieser Übung ging die Armee von einer angespannten Ausgangslage aus und beschrieb folgende Krisenlage: Unbefugte hätten wiederholt versucht, sich illegal Zutritt zum Flugbereich des Flughafens zu verschaffen. In mehreren Fällen sei durch Übersteigen des Abgrenzungszauns ein Vorstoss bis aufs Rollfeld gelungen. Nach diesen Vorfällen muss der Flughafen Zürich jeweils aus Sicherheitsgründen temporär für mehrere Stunden geschlossen werden.

Das soll in Zukunft verhindert werden. Insbesondere nachdem es an der Entladestation der Bahn der Tankanlage Rümlang zu einem Sprengstoffanschlag kam und die Kantonspolizei Zürich mehrere verdächtige Personen festgenommen habe, die allesamt einer extremen Organisation angehören.

Das Szenario wurde bis in die Konsequenzen zu Ende gedacht. So schaltete sich auch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) als zuständige Regulationsbehörde ein und verlangte vom Flughafenbetreiber, weitere Störungen des Flughafens mit allen Mitteln zu verhindern. So verstärkte die Kantonspolizei Zürich das Sicherheitsdispositiv am Flughafen sofort und auf lange Dauer – benötigt aber mit der Zeit Entlastung, da auch weitere kritische Infrastrukturen gefährdet sind.

In Absprache mit dem Kommandanten der Kantonspolizei Zürich und der Geschäftsleitung des Flughafens ersucht der Sicherheitsdirektor des Kantons Zürich schliesslich um Unterstützung des Militärs. Das Gesuch erfolgte via Kommando der Ter Div 4 und ging an den Chef der Armee, der die subsidiäre Unterstützung des Kantons Zürich durch Truppen der Armee für den temporären Schutz von kritischer Infrastruktur im Raum des Flughafens Zürich schliesslich bewilligte.


Der Übungsalltag: reibungslose Zusammenarbeit

© Interxion AZRKonkret im Einsatz stand die Armee für Überwachungs- und Alarmierungsaufgaben, hatte aber auch provisorische Gefängnisse eingerichtet. Hier wurden aufgegriffene Delinquenten bewacht, bevor sie von der Kantonspolizei übernommen wurden. Als Gerichtspolizei, Ordnungsdienst und für die direkte Gefahrenabwehr war die der Kantonspolizei unterstehende Flughafenpolizei zuständig. In dieser Situation ging es um das Üben reibungsloser Kooperationen, die die Armee übrigens auch mit der Flughafen-Security in einzelnen Übungsszenarium testete. Das sei, wie die Verantwortlichen erklärten, nicht zuletzt deshalb wichtig gewesen, weil sich die Armee diesmal nur auf Areale ausserhalb des Flughafenareals beschränkte.

Spektakulärer war beispielsweise die Abwehr eines Drohnenangriffs, der noch vor dem Start beendet werden konnte. Ebenfalls erfolgreich abgewehrt wurde am Checkpoint von Tor 130 der von sogenannten «Markeuren» versuchte Zutritt zum Flughafen. Sie wurden von der Kantonspolizei «gespielt» und wirkten einmal als Demonstranten und dann auch als Personen, die mit falschen Ausweisen am Checkpoint auftauchten.

Für die Armeeangehörigen also keine leichte Aufgabe, die Unachtsamkeit nicht zuliess. Gleichwohl zeigten sich die in «Skill 18» eingebundenen Beteiligten von Kantonspolizei, Flughafen-Security und Armee schon nach den ersten Tagen hocherfreut über die reibungslos funktionierende Zusammenarbeit.

Für die Armee war ohnehin klar, dass die bei «Skill 18» gesammelten Erkenntnisse zurück zur Truppe fliessen, damit sie getreu dem Motto der Übung «lernen und dann leisten» kann.

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