Dominic Suter ist Business Development Manager im Familienunternehmen Swissphone in Samstagern.Dominic Suter ist Business Development Manager im Familienunternehmen Swissphone in Samstagern.Die sechs Feuerwehrstützpunkte der Basel-Landschaft haben ihre Alarmierungssysteme fit für den totalen, lange dauernden Stromausfall gemacht. Möglich macht das eine autarke Alarmierungslösung von Swissphone.

Die Versorgungssicherheit im Fall eines Langzeit-Blackouts der Stromversorgung war in der Schweiz lange Zeit kein zentrales Thema. Sie schien gesichert. Doch in der SVU 2014 (Sicherheitsverbundsübung) wollte man es genau wissen und testete im Szenario «Pandemie und Strommangellage» die Zusammenarbeit der Partner im Sicherheitsverbund Schweiz. Beteiligt waren die Kantone, Bundesstellen aller sieben Departemente, Armee, Krisenorganisationen und die Privatwirtschaft. Eines der Resultate war, dass seitens der Blaulichtorganisationen bei einem Stromausfall von mehr als vier Stunden die übliche Alarmierung via Telefon und Internet nicht mehr zu garantieren ist.

Bei den sechs Feuerwehrstützpunkten von Basel-Land ist diese kritische Situation inzwischen beendet worden. Vor fast einem Jahr hat man dort die Sicherheitslücke als erste Blaulichtorganisation der Schweiz geschlossen.

Die Technik liefert die in Samstagern ansässige Swissphone. Die Spezialisten für Alarmierungssysteme setzen dabei auf das von ihnen betriebene Telepage-Netz, mit dem über 530 Basisstationen rund 98 Prozent der Schweizer Bevölkerung erreicht werden. Wie Dominic Suter, Business Development Manager des Familienunternehmens, weiter erklärt, stehen dazu fünf bestehende Frequenzen im Zwei-Meter-Frequenzband zur Verfügung, von denen zwei allein den Blaulichtorganisationen vorbehalten sind, über die der Funkverkehr entsprechend priorisiert abgewickelt wird.
Es handle sich um Frequenzbereiche, die im Gegensatz zu den üblichen Handynetzen auch Untergeschosse durchdringen, betont Suter. Kostspielige Inhouse-Versorgungen könnten sich so erübrigen.

Renaissance der Pager

Auf die Frage, ob im Internetzeitalter überhaupt noch Pager verwendet werden, erklärt er, dass Pager derzeit eine regelrechte Renaissance erlebten. Neben der Industrie hätten auch diverse Rettungsdienste die Vorteile der robusten Technik wiederentdeckt.

Allein rund 70 Prozent der freiwilligen Feuerwehren seien hierzulande mit Pagern ausgestattet, die anders als das Tele­page-Netz durchaus nicht alle von Swissphone stammen. Das Telepage-Netz werde permanent überwacht, zudem würden mehrfache Redundanzen über die gesamte Alarmierungskette für höchste Verlässlichkeit sorgen.

Die Menge der adressierten Endgeräte spiele bei der Alarmierung keine Rolle und ein Pager würde heute im Durchschnitt zwei Monate im Batteriebetrieb funktionieren. Zudem seien die pflegeleichten Pager, anders als die weitverbreitete IP-basierte Alarmierungstechnik, weniger komplex und beispielsweise nicht anfällig für Cybercrime-Angriffe. Es handle sich um dedizierte Geräte, die für die Anforderungen von Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit (BORS) entwickelt wurden.

Alarmierung funktioniert «grundsätzlich unbeschränkt»

Einen weiteren Vorteil habe man auch bei der Feuerwehr der Basel-Landschaft ausspielen können. Denn dort sei nach Vorliegen der SVU-2014-Resultate ein autarkes Alarmierungssystem gesucht worden.

Das bestätigt Manuel Spinnler, Fachspezialist Logistik und Technik beim Feuerwehrinspektorat der basellandschaftlichen Gebäudeversicherung. Er erklärt, die Evaluierung und die Budgetierung erfolgten im Jahr 2015, die Realisierung 2016. In Strommangellagen funktioniere die Lösung heute «grundsätzlich unbeschränkt». Die Autonomie mit der eingebauten Batterie beträgt sechs Stunden, je nach Alter der Batterie und anschliessend via Notstromgeneratoren in den Feuerwehr-Magazinen betrieben werde, so Spinnler.
Zwar sind laut Suter solche Systeme technisch schon länger möglich. Sie stünden im Ausland auch im Einsatz, jedoch nicht in der Schweiz. Falle hier der Strom länger als vier Stunden aus, könne man ein Alarmierungsproblem haben. Darauf habe man auf der Basis des Telepage-Netzfrequenzen mit neuen Sendesystemen für die sechs Stützpunktfeuerwehren in Basel-Land eine Antwort liefern können.

Die geöffnete Sendestation I.Site-PlusDie geöffnete Sendestation I.Site-Plus
Ein Primeur in Basel-Land

Spinnler fügt an, dass das Swissphone-System im benachbarten Ausland noch «nicht als autarke Notalarmierung» in Betrieb gewesen sei. Es ist «zum ersten Mal bei uns im Kanton Basel-Landschaft eingesetzt» worden, schiebt er nach.

Man habe sich für Swissphone entschieden, weil man bereits eine Partnerschaft in der normalen Pager-Alarmierung miteinander pflege. Zudem sende man mit dem autarken Paging auf der gleichen Frequenz wie die normale Pager-Alarmierung. Die Wahl sei also auch in «puncto Absprachen der Frequenzbelegung der einfachste Weg» gewesen, so Spinnler. Er fügt aber an, dass die Lösung auch als optimal in Sachen Technik, Umsetzung, Bedienung und Preis eingestuft worden sei.

Konkret angeschafft wurden die Sendestationen namens I.Site-Plus, die über eine autonome Infrastruktur verfügen und nun bis zu sechs Stunden ohne Strom funktionieren, wie Suter erklärt. Sie umfassen neben der Stützbatterie, die Sendeeinheit und einem Kontroller auch den nötigen Spannungswandler. Die Auslösung eines Alarms erfolge bei Stromausfall automatisch über die eingebauten Alarmtaster vor Ort oder via Ethernet-LAN per Computer. Nach den sechs Stunden lasse sich der I.Site-Plus per Notstromversorgung weiterbetreiben, fügt er an. Wobei die dafür aufgewendeten Kosten inklusive Installation mit rund 8'000 Franken pro Sender zu Buche schlügen.

Selbst wenn damit allein der Notfall adressiert wird, handelt es sich doch um relativ geringe Investitionen. Jedenfalls will man sich nicht ausdenken, was passiert, wenn in einer Krisensituation nicht nur Telefonie, Funk und Internet ausfallen, sondern auch die heute meist elektrisch betriebenen Kirchenglocken verstummen und die Feuerwehr nicht mehr einsatzfähig ist.

 

Zur Sicherheitsverbundsübung 2014 (SVU 14)

Die vom 4. bis 21. November 2014 durchgeführten SVU setzte sich mit einer komplexen Notlage auseinander. Konkret: Es ging um einen Stromausfall und eine lang andauernde Strommangellage, überlagert von einer Grippepandemie. Die Übungsleitung kommentiert in dem 2015 vorgelegten Schlussbericht wie folgt:

Kommentare/Anregungen der Übungsleitung SVU 14

«Während der Notlage und der Überführung in eine neue Normallage muss der Gesamtschaden unbedingt so gering wie möglich gehalten und Leben beschützt werden.

In diesem Sinne könnten heute schon Vorkehrungen getroffen werden.

  • Sensibilisierung von Behörden, Wirtschaft und Bevölkerung insbesondere für das Thema Strommangellage;
  • Identifizierung und vertiefte Analyse von Lücken und Defiziten, wo möglich selbstständige Behebung respektive wo nötig Behebung in Kooperation;
  • Sicherstellung der Grundversorgung überprüfen und sie wo nötig anpassen;
  • Vertiefung und Institutionalisierung der interkantonalen und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sowie der zwischen Behörden, Wirtschaft und Dritten;
  • Aktualisierung und Harmonisierung der Vorsorgeplanungen mit Partnern;
  • Planung und Schaffung von Redundanzen und alternativen Lösungen im Hinblick auf eine Strommangellage;
  • Weiterentwicklung und Intensivierung von Ausbildung und Übungen.»

(Schlussbericht SVU 14, Kapitel 4: Modul Notlage – Bedürfnisse der Kantone, S. 28)

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