Pascal Jaggi trat am 1. August 2021 seine Verantwortung als CEO  der Swissphone-Gruppe an. Pascal Jaggi trat am 1. August 2021 seine Verantwortung als CEO der Swissphone-Gruppe an. Pascal Jaggi trat am 1. August 2021 seine Verantwortung als CEO der Swissphone-Gruppe an. Kurz zuvor, am 15. Juli 2021, hatte das Unternehmen die instaSolution AG übernommen. Wir sprachen mit Pascal Jaggi über die strategische Bedeutung dieser Akquise, den Pager der Zukunft – und eine Überraschung an der INTERSCHUTZ 2022.

Herr Jaggi, die Swissphone Wireless AG wurde 1969 als Familienunternehmen gegründet, feierte 2019 ihr 50-Jahre-Jubiläum und wurde danach in die Swissphone-Gruppe überführt. Im Sommer 2021 haben Sie das Ruder übernommen, kurz zuvor wurde die instaSolution AG akquiriert. Wird in den zweiten 50 Jahren alles neu bei Swissphone?

Pascal Jaggi: Sicher nicht unmittelbar – aber mittelfristig streben wir tatsächlich eine Transformation an. Getrieben wird diese durch die Digitalisierung und deren teils disruptive Technologien. Als zukunftsgerichtetes, multinational agierendes Unternehmen müssen wir technologische ­Chancen erkennen und in Vorteile für unsere Kunden ummünzen. Nur wer an der Spitze der technologischen Entwicklung agiert, hat auch im Markt die Nase vorn.

Was bedeutet das für die Blaulichtorganisationen, die ja in den vergangenen rund 50 Jahren im Fokus der Tätigkeit von Swissphone standen?

Die Versorgung von Behörden und Organisationen mit ­Sicherheitsaufgaben – und seit einigen Jahren vermehrt auch Industrie, Bildungs- und Gesundheitsinstitutionen, Verwaltungen und Gemeinden – mit robusten, ausfallsicheren Pagern und Alarmierungslösungen war, ist und bleibt unser Kerngeschäft. Wir verzeichnen in diesen Bereichen nach wie vor ein organisches Wachstum und wissen unseren technologischen Vorsprung und die Vorteile unseres hochverfügbaren Netzes zu nutzen. Allerdings steht Swissphone längst für viel mehr: Wir sind nicht erst seit heute oder ­gestern ein Anbieter für Gesamtlösungen – und zwar nicht nur im Bereich der Alarmierung, sondern für das gezielte, durchgängige und wirkungsvolle Critical Incident Management (CIM).

Letzteres erfordert das Beherrschen von zwei Ebenen: Man muss die Alarmierung sicher auslösen und übermitteln – und danach das entsprechende Ereignis wirkungsvoll managen. Ebene 1 beherrscht Swissphone wie kaum ein anderer Anbieter. Ebene 2 bedingt jederzeitigen sicheren Zugriff auf eine leistungsstarke, hoch verfügbare CIM-Plattform. Entweder als Cloud-Lösung, lokal beim Kunden*bei der Kundin installiert (on premise) oder als hybride Lösung. Genau eine solche Plattform hat die instaSolution AG entwickelt und etabliert.

Entsprechend stärken und erweitern wir mit dem Kauf der instaSolution AG unser bestehendes Plattformengeschäft, um noch umfassendere Gesamtlösungen zur Bewältigung kritischer Ereignisse anzubieten.

Ein zentraler Trend der Digitalisierung ist das Internet der Dinge (IoT), das alle erdenklichen Dinge und Geräte mit dem Internet verbindet – vom Feuerlöscher bis zu Sensoren, die 24/7 den Zustand kritischer Infrastrukturen überwachen. Welche Rolle spielen die Abermillionen Sensoren, die unsere Umwelt bereits heute überwachen, beim Critical Incident Management?

IoT ist weit mehr als nur ein Trend. Es ist eine von vielen, relativ jungen Technologien, welche die Zukunft prägen und – richtig angewendet – wesentliche Vorteile bringen werden. Auch für die Blaulichtkräfte. Das sage ich übrigens nicht aus einer gewissen Technikverliebtheit heraus, sondern basierend auf meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Spezialist für ICT, Netzwerke, Infrastruktur und Cloud-Lösungen.

Das Problem ist bis anhin: Zwar wird nahezu alles, was gemessen und erfasst werden kann, auch tatsächlich gemessen und erfasst. Doch Daten allein sind wertlos. Erst die zielgerichtete Kombination und Analyse verleiht ihnen Bedeutung. Weil nur eine sinnstiftende Auswertung uns in die Lage versetzt, Situationen korrekt zu interpretieren und die richtigen Massnahmen zu ergreifen.

Es ist schön, dass IoT dem Menschen sehr viele Über­wachungsaufgaben abnimmt, denn Sensoren werden nie müde, sind immer konzentriert, schauen nie weg, lassen sich nicht ablenken. Andererseits können sie selbst nicht interpretieren, was sie sehen, detektieren und messen. Das heisst: Für das Management kritischer Ereignisse ist ein «Hirn», das erkennt, was gerade passiert, eminent. Dabei spielt der Mensch eine zentrale Rolle – ebenso wie künstlich intelligente Systeme, die ihn bei der schnellen Analyse unzähliger Datensätze, Bilder oder Videos unterstützen. Gekoppelt werden müssen Plattformen, die all dies leisten, mit stabilen, ausfallsicheren Netzen, um die Daten überhaupt zum «Hirn» übertragen zu können. Swissphone verfügt jetzt über beides: die Plattform und das Netz.

Apropos Netz: Swissphone setzt bei der Pager-Alarmierung bekanntlich auf ein eigenes, hochverfügbares Netz. Wie kann eine maximale Ausfallsicherheit im Bereich IoT dargestellt werden – und ist IoT nur bei stationären oder auch bei sich bewegenden Objekten anwendbar?

Bisher werden IoT-Anwendungen vorwiegend über proprietäre Standards abgewickelt, etwa über LoRa von Swisscom. Allerdings gibt es Alternativen, beispielsweise «mioty®». Das ist eine recht junge, vom Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen (IIS) entwickelte LPWAN-Technologie für IoT-Geräte, die sehr hohen Anforderungen an Robustheit und Quality of Service genügen müssen. In Pilotprojekten konnte damit eine Datenübertragung über zig Kilometer realisiert werden – sogar zu Objekten, die sich mit Autobahntempo bewegen.

Im Wissen, dass wir ungeachtet unserer hohen technologischen Exzellenz auf ein Ökosystem starker Partner angewiesen sind, haben wir gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut einen Eurostars-Förderantrag für die Weiterentwicklung des mioty®-Standards für bidirektionale Anwendungen eingereicht – und unter 560 Bewerbern den Zuschlag erhalten.

Wer mehr zu mioty® erfahren will, findet auf https://news.swissphone.com/de-ch einen Bericht über ein Pilotprojekt der Axpo. Dieser zeigt sehr gut, wohin die Reise gehen wird.

Welche Möglichkeiten ergeben sich aus IoT-Lösungen für Blaulichtkräfte?

Wie viele Seiten dürfen wir füllen? Im Ernst: Die Chancen sind enorm. Wir hieven die Überwachung und den Schutz von Alleinarbeiter*innen auf einen neuen Level, behalten Einsatzkräfte auch unterwegs im Blick und können Verkehrsströme messen und so lenken, dass Rettungskräfte nie mehr in einen Stau kommen. Wir kennen jederzeit den Füllstand aller Löschwasserreservoirs und können Bilder von Überwachungskameras intelligent auswerten. So wissen die Einsatzkräfte, was sie am Einsatzort erwartet. Und die Entwicklung schreitet rasant voran – da kommt noch viel mehr.

Verlieren Pager und das altbewährte Netz von Swissphone damit irgendwann ihre Bedeutung?

Sicher nicht in den kommenden ein oder zwei Jahrzehnten, denn bei der Alarmierung stehen die Hochverfügbarkeit und Sicherheit über allem! Zudem erarbeiten wir auch in diesem Bereich ständig Verbesserungen. Stichworte dabei sind LTE, s.ONE-App (Fernprogrammierung der Pager over the air, Ressourcenmanagement) und 2-Wege-Fähigkeit. Die Arbeiten an der nächsten und besten Generation unserer s.QUAD-Pager sind weit gediehen. Erste Informationen wird es an der INTERSCHUTZ geben – in Halle 16 am Stand A08.

Dazu sei allen, die uns besuchen wollen, noch gesagt: Halten Sie nicht nach dem Bisherigen Ausschau, sondern nach dem Innovativen. Für die zweiten 50 der ersten 100 Jahre gönnt sich Swissphone nämlich in ein neues Erscheinungsbild.

Mehr Informationen:
Swissphone Wireless AG,
Fälmisstrasse 21, 8833 Samstagern, 044 786 77 70,
www.swissphone.com

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