Elon Musk weiss es – und alle anderen auch: Die Attraktivität der E-Mobilität steht und fällt mit der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Eine solche ist entlang unserer Nationalstrassen aber quasi nicht vorhanden. Das soll sich ändern – bis 2030.

© ASTRA MediendienstASTRA-Direktor Jürg Röthli (rechts) bei der Inbetriebnahme der vier Schnellladestationen der Primeo Energie/Alpiq E-Mobility AG auf dem Rastplatz «Inseli» an der A 2 (Fahrtrichtung Luzern).ASTRA-Direktor Jürg Röthli (rechts) bei der Inbetriebnahme der vier Schnellladestationen der Primeo Energie/Alpiq E-Mobility AG auf dem Rastplatz «Inseli» an der A 2 (Fahrtrichtung Luzern).Drei Dinge sind für den Markterfolg und die breite Akzeptanz von Elektrofahrzeugen entscheidend: eine möglichst hohe realistische Praxisreichweite. Minimaler Zeitverlust beim Ladevorgang. Maximale Verfügbarkeit unkompliziert zu handhabender Lademöglichkeiten, ohne Abonnements, Apps und spezifische Kreditkarten.

Während für die praxistaugliche Reichweite und leistungsstarke Onboard-Ladegeräte die Hersteller der E-Mobile zuständig sind, steht hinsichtlich der Ladeinfrastruktur auch die Politik, namentlich der Bund, in der Verantwortung. Denn wenn der Gesetzgeber schon via Energiegesetz darauf drängt, dass wir umweltfreundlicher mobil sind, ist es nur logisch, dass er auch dazu Sorge trägt, dass Schnellladestationen (SLS) in genügend hoher Zahl gebaut werden – insbesondere entlang der Nationalstrassen.

Erst 2018 erwachte der Bund aus seinem Tiefschlaf

Bisher legte Bundesbern diesbezüglich eine erschreckende Lethargie an den Tag. Zwar fuhr Altbundesrätin Doris Leuthard ab Dezember 2014 einen Tesla S 85 und sonnte sich gern im Glanz der so dokumentierten, persönlich gelebten Umweltfreundlichkeit. Doch erst 2018 und damit ganz am Ende ihrer acht Jahre währenden Zeit als Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation unterzeichneten Vertreter der Automobil-, Elektrizitäts-, Immobilien- und Fahrzeugflottenbranche, deren Verbände sowie Vertreter von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden die Roadmap «Elektromobilität 2022». Diese will den Anteil von E-Fahrzeugen bei den Neuzulassungen von Personenwagen auf 15 Prozent erhöhen und «Lademöglichkeiten in Gebäuden sowie den Aufbau eines nationalen Schnellladenetzes für Elektrofahrzeuge» vorantreiben (mehr Infos: roadmap2022.brainstore.com)

Fünf private Anbieter müssen es richten

Die Errichtung und den Betrieb der 100 geplanten SLS übernehmen fünf private Anbieter, die im Rahmen eines vom ASTRA im Herbst 2018 lancierten Bewerbungsverfahrens, an dem acht Bieter teilnahmen, auserkoren wurden:­
Gottardo Fastcharge SA, Groupe e SA, Fastned B.V., Primeo Energie/Alpiq E-Mobility AG sowie die SOCAR Energy Switzer­land GmbH. Jede der fünf Firmen darf je 20 Autobahnrastplätze mit SLS ausrüsten und betreiben – basierend auf einer vom ASTRA erteilten, 30 Jahre gültigen Betriebsbewilligung. Die Vorfinanzierung der «letzten Meile», insbesondere die Versorgung der Rastplätze mit entsprechend dimensionierten Stromleitungen, übernimmt das ASTRA. Die dafür anfallenden Investitionen (geschätzt rund 50 Millionen Franken) sollen die Betreiber während der 30-jährigen Betriebsdauer über ein Entgelt ans ASTRA zurückzahlen.

Zudem verpflichten sich die Betreiberfirmen, die SLS «diskriminierungsfrei» auszugestalten, sodass Fahrzeuge aller Hersteller und mit verschiedenen Steckertypen dort geladen werden können. Zugang und Bezahlung sollen ohne Eröffnung eines Nutzerkontos möglich sein und das Bezahlsystem soll die in der Schweiz üblichen Kreditkarten akzeptieren.

Erste SLS Ende Juni an der A 2 eröffnet

15 Monate nach Abschluss des vom ASTRA lancierten Bieterverfahrens, am 26. Juni 2020, wurde auf dem an der Autobahn A 2 gelegenen Rastplatz ­«Inseli» (LU) die erste direkt an einer Nationalstrasse befindliche SLS der Schweiz eröffnet. Die weiteren 99 SLS sollen im Lauf der kommenden zehn Jahre errichtet werden. Zusammen mit zusätzlichen, von privaten und kantonalen Investoren auf den Autobahnraststätten errichteten SLS sollen bis 2030 entlang der Nationalstrassen gesamthaft rund 160 Lademöglichkeiten mit gut 600 Ladepunkten zur Verfügung stehen.

Es sei ohne grosses Risiko die Vorhersage gewagt: Das wird nicht reichen – bei Weitem nicht!

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